Fortbildung Wertschätzende Unterstützung

Gruppenmoderation und Motivation

Workshop mit Dr. Andrea Reusch (Bild) vom Zentrum für psychische Gesundheit an der Universität Würzburg

Die Fortbildung Wertschätzende Unterstützung fand am 19.09.2020 als eintägiger Workshop im Kolpinghaus in Würzburg statt. Sie kam so gut bei den TeilnehmerInnen an, dass wir sie in diesem Jahr am 18.09.2021 wiederholen werden.

Zur Information lesen Sie die Berichte dreier Teilnehmerinnen und der Dozentin Frau Dr. Andrea Reusch. Falls Sie sich für diese Fortbildung interessieren, senden Sie bitte eine Mail an info@lymphselbsthilfe.de.

Die Teilnehmerinnen und Frau Dr. Andrea Reusch berichten vom 19.09.2020

„Als erstes stelle ich mich kurz vor – mein Name ist Iris Frenkler und ich wohne im Hunsrück. Auf die Arbeit der Lymphselbsthilfe e. V. bin ich im Rahmen einer Rehabilitationsmaßnahme aufgrund meines Lymphödems im Arm aufmerksam geworden. Im März 2018 besuchte ich daraufhin den in diesem Jahr in St. Wendel/Saarland stattfindenden Lymphselbsthilfetag des Bundesverbandes und die Fülle der gebotenen Informationen in Form von Infoständen, Vorträgen und Workshops begeisterte mich. Seitdem bin ich Mitglied in der Lymphselbsthilfe e. V. und seit Juli 2020 nun Landessprecherin von Rheinland-Pfalz.

Am 19.09.2020 nahm ich an einem eintägigen Workshop in Würzburg teil, bei dem es darum ging, unter der Moderation von Frau Dr. Andrea Reusch (Geschäftsführerin des Zentrums für Patientenschulung und Gesundheitsförderung e. V. in Würzburg) Methoden für eine gute Kommunikation und Motivation in Selbsthilfegruppen zu erarbeiten und zu erlernen.

Wie ich finde, ein sehr interessantes, jedoch auch sehr vielschichtiges Thema.

Zunächst trugen wir gemeinsam die Herausforderungen, mit denen sich Gruppenleiter/innen während ihrer Arbeit immer wieder konfrontiert sehen, zusammen. Dabei entstanden rege Diskussionen und interessante Unterhaltungen, in denen uns bewusst wurde, dass es bei jedem Gespräch zu einem Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Persönlichkeiten kommt und es gerade deshalb wichtig ist, auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren. Das ist keine leichte Aufgabe und umso gespannter waren wir, was wir im Laufe des Tages noch darüber lernen würden.

Wir stellten fest, dass es um eine gute Gesprächsführung geht, mit dem Ziel, unser Gegenüber dort abzuholen, wo es gerade steht und unter Zuhilfenahme von bestimmten Gesprächstechniken in seiner Motivation und seinem Durchhaltevermögen zu stärken. Als ein konkretes „Werkzeug“ hierfür stellte uns Frau Dr. Reusch die „Motivierende Beratung“ (Miller & Rollnick, 2015) vor. Diese umfasst 5 Kernkompetenzen:

offene Fragen – Würdigen – Zuhören/Reflektieren – Zusammenfassen – Informieren/Raten

Da der Tag inzwischen weit fortgeschritten war, konnten wir uns leider nur noch mit den Kompetenzen der „offenen Fragen“ und des „Zuhörens/Reflektierens“ etwas näher beschäftigen. Anhand von Fallbeispielen, die Frau Dr. Reusch mit uns durchsprach, konnten wir die Unterschiede einzelner Gesprächsführungen direkt „erfahren“. Dies empfand ich als wichtig und hilfreich.

Für mich war der Workshop sehr interessant und informativ. Aufgrund des komplexen Themas war die Zeit leider viel zu kurz. So würde ich mich freuen, wenn im nächsten Jahr ein weiterer Workshop zu diesem Thema, vielleicht sogar über ein Wochenende, stattfinden könnte.“

Iris Frenkler
rheinland-pfalz@lymphselbsthilfe.de

„Wenigstens 1x im Jahr, zum Jahreswechsel, nehmen sich ganz viele Menschen ganz viel vor: endlich Sport treiben, nicht so viel naschen, mit dem Rauchen aufhören… Für uns Lymphödem- und Lipödem-Betroffene kommen oft gute Vorsätze dazu, wie: die Kompressionsstrümpfe konsequent tragen, die Hautpflege ernst nehmen oder… oder.

Wie man sich selbst oder auch andere dazu ermutigen kann, aus einer mehr oder weniger ausgeprägten Motivation Taten werden zu lassen, hat mir die Weiterbildung in Würzburg gezeigt. Mit Frau Dr. Reusch wurden die vielen “Ja, aber…” durchdekliniert. Sie hat an konkreten Beispielen gezeigt, wie Motivierung gelingen kann.

Aus ihrem Mund klang das alles sehr überzeugend, fast einfach. Aber die Gesprächstechniken wollen erst einmal gelernt sein! Für den Anfang erscheinen mir die besprochenen Hilfsmittel, wie der Aktionsplan und eine Skala zur Darstellung bzw. Beurteilung der Motivation unmittelbar anwendbar.

Der Tag in Würzburg war für mich hochinteressant, da ich mich bis dahin noch nicht mit Gesprächsführung und -techniken beschäftigt hatte.“

Dr. Brigitta Kauers

„Die Fortbildung `Wertschätzende Unterstützung` in Würzburg hat mir viele neue Möglichkeiten eröffnet. Nach einigem Üben bin ich als Gruppenleitung nun in der Lage, andere Betroffene durch Gespräche besser zu begleiten und zu unterstützen. Themen wie zum Beispiel – schwierige Gruppensituation und Veränderung durch Motivation – wurden ausführlich diskutiert und bearbeitet.

Fazit ist:

  • Wichtig ist das empathische Zuhören, das Gesprochene zu verstehen und den Betroffenen dann weiter zu begleiten
  • Die Zeit war viel zu knapp, das Thema `Motivational Interviewing` wurde deshalb leider nur noch kurz angesprochen

Ich wünsche mir eine ausführliche Fortsetzung des Workshops, vielleicht als Video-Workshop.“

Regine Franz
regine-franz@lymphonie.de

 

Aus Sicht der Dozentin:

„Seit etwa 10 Jahren biete ich Workshops zur Gruppenmoderation, Motivation und Unterstützung bei Veränderungsprozessen bei chronischen Erkrankungen an. In der Regel für verschiedene Berufsgruppen, wie Ärzt*innen, Psycholog*innen, Pflegepersonal, Bewegungs- und Ernährungstherapie.

Meistens für Menschen, die in der Rehabilitation mit chronisch erkrankten Menschen arbeiten. Hier sind die fachlichen Expert*innen also nicht selbst von einer Erkrankung betroffen. Deshalb geht es mir in den Workshops auch darum, die Fähigkeit zu vermitteln, die Perspektive zu wechseln und respektvoll und auf Augenhöhe mit den Patient*innen in Kontakt zu kommen.

Als besondere Herausforderung und einen persönlichen Gewinn habe ich deshalb den Workshop mit der Lymphselbsthilfe e. V. erlebt. Die Teilnehmer*innen sind einerseits Gruppenleitungen und benötigen sowohl organisatorische und fachliche Kompetenzen als auch Kompetenzen in der Moderation und Motivierung. Andererseits sind sie selbst von der Erkrankung betroffen und benötigen keine Empfehlungen zum Perspektivwechsel. Ein Verständnis für die Schwierigkeiten und Hindernisse bei Veränderungen (z. B. das regelmäßige Tragen von unbequemen Kompressionsstrümpfen) ist also auf jeden Fall gegeben. Denn die Teilnehmenden des Workshops haben diese Schwierigkeiten am eigenen Leib erlebt.

So habe ich zwar den Workshop sehr ähnlich aufgebaut, wie bei den professionellen Berufsgruppen, die Diskussionen und Schwerpunktsetzungen war jedoch unterschiedlich. Für eine mögliche Wiederholung des Workshops oder ein Vertiefungsangebot habe ich mir deshalb eine Reihe von Anregungen notiert.“

Dr. Andrea Reusch
reusch@zepg.de

Diesen und weitere Workshops des Zentrum Patientenschulung und Gesundheitsförderung finden Sie aktuell unter: www.zepg.de

Für diese Fortbildungsveranstaltung wurden von der „GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe auf Bundesebene“ Fördermittel zur Verfügung gestellt.