Hautpflege

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von: Falk Goedecke, Brigitte Nink-Grebe

Die Haut übernimmt eine wesentliche Schutzfunktion für unseren Köper, eine unzureichende Pflege kann zu Beeinträchtigungen der Hautfunktionen führen. Austrocknung oder Aufquellen reduzieren Abwehrmechanismen gegen eindringende Mikroorganismen und Fremdkörper und begünstigen so die Entstehung einer Entzündung.

Anatomische und physiologische Grundlagen

Die Haut besteht aus drei Schichten, von innen nach außen aus Unterhaut (Subcutis), Lederhaut (Dermis) und Oberhaut (Epidermis). Die unterste Hautschicht dient der Wärmeregulation, als Energiespeicher und dem mechanischen Schutz. Die Lederhaut unterteilt sich in die Netzschicht und die Papillarschicht. In der Netzschicht befindet sich ein dichtes Netz aus Kollagenfasern mit dazwischenliegendem elastischem Bindegewebe, welches für die Dehnbarkeit der Haut sorgt. Über die Papillarschicht sind Lederhaut und Oberhaut miteinander verbunden. Sie ist mit einem dichten Netz aus Blut- und Lymphkapillaren durchzogen, das die Ernährung der Hautzellen sicherstellt.

Die Oberhaut stellt die Abgrenzung des Körpers zur Umwelt dar. Sie ist direkten physikalischen, biologischen oder chemischen Einflüssen ausgesetzt und hat somit eine wichtige Barriere- und Schutzfunktion. Der in der Oberhaut zu 90 % und damit am häufigsten vorkommende Zelltyp sind die Keratinozyten. Sie sind aktiv an Entzündungsprozessen und an der Wundheilung beteiligt. Lebensfähige Keratinozyten befinden sich ausschließlich in den unteren Schichten der Epidermis. In den weiteren Schichten verhornen die Keratinozyten, bis sie in der obersten Schicht (Hornschicht) als Korneozyten in die Umwelt abgeschilfert werden. Die Korneozyten werden durch Hautfette zusammengehalten und verhindern das Eindringen von Mikroorganismen und Fremdkörpern, darüber hinaus dienen sie dem Schutz vor mechanischen Umwelteinflüssen. Die unter der Hornschicht befindliche Glanzschicht hat die Aufgabe, eine Barriere gegen alle Formen von Eindringlingen zu bilden. Sie besteht zum Großteil aus einer dichten öligen Zellschicht.

Eine weitere Zellart der Oberhaut nimmt eingedrungene Fremdkörper auf und präsentiert diese den sogenannten T-Lymphozyten im nächstgelegenen Lymphknoten. Dadurch gehören sie zur Immunabwehr des Körpers. Haare, Talgdrüsen und Schweißdrüsen werden als Hautanhangsgebilde bezeichnet. Sie entwickeln sich aus den Zellen der Oberhaut. Schweiß, Talg und Wasser bilden den Hydrolipidfilm, der die gesamte Haut überzieht. Er hat ebenfalls die Funktion, die Haut gegen das Eindringen von Mikroorganismen zu schützen und hilft der Haut, ihre Feuchtigkeit zu bewahren. Der Hydrolipidfilm stellt mit seinem sauren Milieu (pH 5,5) einen für Mikroorganismen ungünstigen Lebensraum dar. Trotzdem ist die Haut dicht mit Mikroorganismen besiedelt, die sich diesem Milieu angepasst haben und die Kolonisation und Vermehrung von Anflugkeimen aus der Umwelt auf der Haut verhindern. Die Bakterien, Sporen und Pilze, die dort dauerhaft (resident) oder nur vorübergehend (transident) angesiedelt sind, werden als Hautflora bezeichnet.

Hautanalyse

Hautschutz und -pflege beginnen mit der Inspektion der Haut. Mögliche Kriterien zur Beschreibung des Pflegebedarfs können sein: trocken-rissig, feucht, verquollen, aufgeweicht, schlaff oder blass. Veränderungen der Haut, zum Beispiel Rötung, Schwellung, Blasenbildung, Juckreiz oder Schmerzen, können Hinweise auf dermatologische Erkrankungen geben und ein therapeutisches Vorgehen erforderlich machen. Bei bereits veränderter Haut gilt es, deren Ursache zu ermitteln. Dabei können verschiedene Faktoren wie beispielsweise das Alter, eine Fehlernährung, Flüssigkeitsmangel, mangelnde Feuchtigkeit oder eine mechanische Überbeanspruchung von Bedeutung sein.

Hautschützende und hautpflegende Ansätze

Am Beginn der Hautpflege steht die Reinigung der Haut, denn ohne die Beseitigung anhaftender Hornzellen, alter Pflegeprodukte oder Schweiß und Schmutz, ist die Wirkung der anschließend eingesetzten Pflegeprodukte unzureichend eventuell sogar schädlich, weil durch den Einschluss von Mikroorganismen ein ideales Milieu für deren Vermehrung entstehen kann. Für die Reinigung können neutrale Lösungen oder Syndets mit einem pH-Wert von 5,5 zur Aufrechterhaltung des Säureschutzmantels der Haut verwendet werden. Dabei ist zu beachten, dass ohne mechanische Kräfte keine ausreichende Reinigungswirkung erzielt werden kann. Festanhaftende Verschmutzungen wie Pflege- oder Verbandsreste, lassen sich leichter mit nassen Reinigungsumschlägen (beispielsweise mit neutralen Lösungen getränkten Baumwoll- oder Vlieskompressen) lösen und anschließend mechanisch entfernen. Zeigen sich keine Entzündungszeichen ist der Einsatz antiseptisch wirkender Lösungen nicht notwendig. Zur Vermeidung von Austrocknung, Irritation und Überreizung sollte auf den Einsatz von Seifen, Ölen und gewebereizenden Zusätzen grundsätzlich verzichtet werden.

Die Auswahl der Hautpflegeprodukte richtet sich nach dem aktuellen Hautzustand und dem verfolgten Therapieziel. Für die trockene und schlaffe Haut sind Pflegeprodukte auf Wasser/Öl-Basis (W/Ö-Präparate) geeignet. Diese Mittel ziehen nur langsam in die Haut ein, glänzen leicht und werden besonders als Nachtcreme genutzt, bei sehr trockener, reifer Haut und im Winter aber auch als Tagescreme und Witterungsschutz. Ist eine Wunde zu versorgen, sind nicht klebende Wundverbände zu bevorzugen, da es sonst beim Entfernen zu Hautschäden kommen kann.

Verquollene und aufgeweichte Haut ist in besonderem Maße gefährdet für Reibungschäden, Kontaktallergien und Pilzinfektionen. Zur Prävention gibt es spezielle Schutzcremes. Zeigt sich ein sogenanntes „Stauungsekzem“ oder eine „Kontaktallergie“, lassen sich die „Schadstoffe“ häufig mit nassen, neutralen Reinigungsumschlägen entfernen. Bei dem Verdacht einer Kontaktallergie ist der Auslöser sofort abzusetzen und eine Information an den behandelnden Arzt zu geben. Kontaktallergien sind in der Regel scharf begrenzt und können mit Juckreiz verbunden sein. Je nach Schwere kommen auf ärztliche Verordnung auch cortisonhaltige Salben in Betracht. Gleiches gilt für das „Stauungsekzem“.

Stauungsekzem

Ein Stauungsekzem bei Lymphpatienten ist immer Anlass zur weiteren Abklärung mit der Prüfung, ob die Entstauungs- und Kompressionstherapie optimiert werden kann.

Pilzinfektionen und allergische Hautreaktionen gehören zu den Hautkrankheiten und müssen ärztlich behandelt werden.

Alle Hautveränderungen bei Lymphödempatienten müssen sehr ernst genommen werden. Im Zweifel sollte immer ein Hautarzt aufgesucht werden.

links: allergische Reaktion
rechts: Pilzinfektion